Verkaufsschlager handgemachte Perücken

10. September 2018

Marietou hat sich im help alliance-Projekt Leona im Senegal zur Friseurin ausbilden lassen und steht nun auf eigenen Beinen

Marietous Tante-Emma-Laden ist die Anlaufstation für die Frauen ihres Heimatdorfes in der Nähe von Saint-Louis im Senegal. Hier treffen sich jeden Tag junge Mädchen, Mütter und betagte Damen, tauschen Neuigkeiten aus und decken sich mit Beautyprodukten ein. Das pink getünchte Geschäft, kaum größer als ein paar Quadratmeter, bietet hübsch ausstaffiert alles, was Frau für den täglichen Bedarf benötigt: Kosmetika,  Pflegeprodukte, aber auch Haargummis, Spangen oder Schmuck. In Deutschland würde ein Drogeriemarkt wohl ein ähnliches Sortiment anbieten. Der Verkaufsschlager sind allerdings Marietous handgefertigte Perücken. Die Männer in ihrem Heimatdorf arbeiten im Salzbergwerk und schuften unter Tage für einen bescheidenen Lohn. Viele Frauen sind Analphabetinnen und haben keine Ausbildung. So war es auch bei Marietou. Aber sie wollte sich mit diesem vorgezeichneten Schicksal nicht abgeben und suchte nach einer Perspektive.

Die fand sie im help alliance-Projekt Leona, das von der ehemaligen Ersten Vorsitzenden der help alliance Rita Diop geleitet wird. Dort holte die junge Frau nicht nur ihren Primärabschluss nach (Abschluss der 6. Klasse), sondern ließ sich auch zur Friseurin ausbilden. Das Projekt bietet seit 2002 Kindern und jungen Frauen im Stadtviertel Leona von Saint-Louis im Nordsenegal Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten und schafft so Zukunftsperspektiven. Auch ein Kindergarten ist ans Zentrum angeschlossen. Die Schulkinder der beiden Grundschulen im Stadtteil profitieren von den kostenfreien Nachhilfeangeboten. 2006 gründete die help alliance das Ausbildungszentrum Keur Mame Fatim Konté für das Schneider- und Friseurhandwerk, Kochen und im Servicebereich. 80 Prozent der jungen Frauen arbeiten nach Abschluss ihrer Ausbildung in den erlernten Berufen. Ergänzt wird dieses Angebot durch eine Gesundheitsversorgung für alle Schüler*innen, Auszubildenden, aber auch für die Mitarbeiter*innen des Zentrums. Durch jährliche Gesundheitskampagnen wird die medizinische Versorgung der ganzen Bevölkerung des Stadtteils zur Verfügung gestellt. Ein besonderes Augenmerk legt das help alliance-Projekt auch auf Straßenkinder, die vom Schulsystem ausgeschlossen sind. Sie erhalten im Zentrum Unterricht, medizinische Versorgung, Zugang zu sanitären Anlagen, Kleidung und Essen. Jährlich profitieren 100 Kinder im Kindergarten, 200 junge Menschen in der Ausbildung, bis zu 100 Grundschulkinder und 52 Straßenkinder von dem Angebot. Indirekt der gesamte Stadtteil.

Marietou trägt heute eine ihrer selbstgemachten Perücken. Sie hat sich für den Rastafari-Style entschieden. Haare werden im Senegal nur selten geschnitten, denn das ist in dem afrikanischen Land eher unüblich. Stattdessen greifen die Frauen aus Zeitgründen oftmals auf Perücken zurück – Perücken, wie die von Marietou. Nur vor den Feiertagen oder zu besonderen Anlässen stehen die Frauen Schlange und lassen sich von Marietou aufwändig die Haare stecken. Der Laden bietet aber nur Platz für eine Kundin. Der Laden ist einfach zu klein. Deshalb möchte Marietou irgendwann die Ladenfläche erweitern, aber dafür muss sie erst noch ein bisschen sparen. Buchhaltung ist nicht ihre Stärke. Aber auch hier bekommt sie nun Unterstützung im Projekt. Dann kann sie sich auch diesen Wunsch selbst erfüllen.

Hier finden Sie mehr Informationen zu dem Projekt in Senegal.

Senegal, Perspektiven für junge Menschen