
Trotz Hörbehinderung dazugehören
Von Angola über Nepal bis Bulgarien – help alliance fördert neue Projekte / Darunter auch das Projekt von Kostadin Kalaydzhiev
In Bulgarien leben rund 120.000 Menschen mit unterschiedlichen Graden an Hörverlusten. 20% von ihnen verwenden die Gebärdensprache als primäres Kommunikationsmittel. Landesweit gibt es für die betroffenen Kinder nur drei Sonderschulen. Diese sind jedoch nicht auf die speziellen Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten. Daher entscheiden sich viele Eltern von gehörlosen bulgarischen Kindern dafür, dass sie die Regelschulen besuchen. Die Mehrheit der Lehrer*innen, sowohl in Sonderschulen als auch in Regelschulen, sowie die Klassenkamerad*innen der Kinder, verwenden jedoch keine Gebärdensprache, weshalb die Kommunikation untereinander unmöglich ist und dazu führt, dass diesen Kindern und Jugendlichen ein gleichwertiger Zugang zu Bildung verwehrt bleibt.
Das Charity Committee der Lufthansa Technik Sofia wurde 2018 mit dem Ziel gegründet, die Initiativen der Menschen in den Bereichen Wohltätigkeit, Umwelt und Bildung zu unterstützen. Kostadin Kalaydzhiev und andere engagierte Kolleg*innen von Lufthansa Technik Sofia arbeiten als Ausschussmitglieder an verschiedenen Projekten. Kostadin hat sich im vergangenen Jahr zum Ziel gesetzt, das Leben der Menschen aus der bulgarischen Gehörlosengemeinschaft langfristig und nachhaltig zu verändern. So wurde das Konzept mit der lokalen „Listen Up Foundation“ entwickelt, der prominentesten gemeinnützigen Organisation zur Etablierung innovativer integrativer und pädagogischer Praktiken für Gehörlose und Schwerhörige im Land. Ausgewählte Schulen, die sich an die Auswahlkriterien richten, werden motiviert, sich aktiv an den Praktiken der Gehörlosen- und Integrationsbildung zu beteiligen. Außerdem wird an einer Universität ein Gehörlosenzentrum eingerichtet, in dem sowohl gehörlose als auch hörende Menschen geschult werden, um gehörlosen Kindern und Jugendlichen innovative Ausbildungsmethoden anzubieten. Unterstützung für das Projekt haben die neue Bulgarische Universität, als zukünftiger Standort des Zentrums, die Stadtverwaltung Sofia und das bulgarische Ministerium für Bildung und Wissenschaft zugesagt. Zusätzlich erhalten Lehrer*innen, Therapeut*innen, Eltern und Betroffene über eine Online-Plattform Bildungsmaterialien und Informationen. Seit 2019 fördert help alliance das Projekt.
Kostadin Kalaydzhiev, der seit 2014 für Lufthansa Technik in Sofia im strategischen HR- und Innovationsprojektmanagement arbeitet, spricht im Interview über seine Motivation das Projekt bei der help alliance einzureichen.
Wie kam es zur Idee, das Projekt bei help alliance einzureichen?
Als ich die Arbeit der help alliance kennenlernte kam mir die Idee eine Partnerschaft mit der Listen Up Foundation einzugehen, um gemeinsam die Situation der bulgarischen gehörlosen Gemeinschaft innovativ zu verbessern. Ich unterstütze dieses Projekt, da ich mir wünsche, dass sich diese Gemeinschaft weiterentwickelt und durch Innovation zur sozialen Eingliederung gestärkt wird. Ich glaube fest daran, dass Bildung und Innovation die Situation der Gehörlosengemeinde in Bulgarien in eine bessere Zukunft führen können
Wie ist Deine persönliche Beziehung zum Projekt?
Ich glaube an die Kraft des menschlichen Willens und das Potenzial des Geistes über körperliche Unterschiede hinaus. Neben meiner Tätigkeit bei Lufthansa Technik Sofia bin ich Emotional Intelligence Coach und Mentor eines jungen Erwachsenen aus der Pflege. In diesen fünf Jahren habe ich deutlich gesehen, wie sich sein Leben allmählich verbessert hat. Ich bin mir der aktuellen Situation mit den bulgarischen Gehörlosen und ihrer Ausgrenzung bewusst. Selbst jetzt sehe ich keine Anzeichen für eine deutliche Verbesserung ihres Lebens. Deshalb möchte ich dieser gehörlosen Gemeinschaft irgendwie helfen, sich selbst zu helfen. Ich würde mich freuen, wenn es ein sichtbarer Beitrag zum Erfolg und Fortschritt der gesamten bulgarischen Gesellschaft werden könnte.
Du hast ja einige Deiner Technik-Kolleg*innen am Standort Sofia begeistert sich gemeinsam mit Dir im Projekt zu engagieren. Wie läuft die Zusammenarbeit genau ab?
Ich habe die Kollegen von Anfang an in das Projekt einbezogen, mit dem Ziel, das höchste Gut zu erreichen. Die Mitglieder des Lufthansa Technik Charity Committee waren die ersten, die beteiligt waren, gefolgt von Kollegen aus anderen Abteilungen. Die Idee ist, kontinuierlich Kollegen einzubeziehen, die daran interessiert sind, sich diesem Projekt zu widmen.
Weitere Infos zum Projekt finden Sie hier.
Willkommen in der help alliance-Familie
Neben Kostadin Kalaydzhievs Projekt werden die folgenden vier neu gefördert – lernen Sie die Projektleiter*innen kennen:
Angola: Starke Gemeinschaft für Waisenmädchen
Lothar Weber arbeitet seit Ende 2012 bei LSG Sky Chefs und ist General Manager des Betriebs und lokalen Joint Venture mit der angolanischen nationalen Fluggesellschaft TAAG Angolan Airlines. Zuvor war er mehr als 20 Jahre beruflich in multinationalen, deutschen Unternehmen in Portugal tätig. Gemeinsam mit seinen Mitarbeiter*innen unterstützt er das in einem Einfamilienhaus untergebrachte Heim mit Waisen- oder Straßenkindern: „In einem afrikanischen Land mit großen sozialen Herausforderungen und Armut bin ich sehr dankbar, dass es uns gelingt unsere Mitarbeiter zu motivieren mit monatlichen, kleinen Beiträgen das Heim zu unterstützen“.
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Gambia: Berufsperspektiven für Rückkehrer*innen
Edith Lanfer ist inzwischen Lufthanseatin in Altersteilzeit: „Gemeinsam mit meinem Mann habe ich die Stiftung Sabab Lou gegründet. Unser Motto, „Zusammen Arbeit schaffen“ ist zugleich Prinzip und nachhaltiger Entwicklungsansatz. Das Konzept für das Projekt habe ich mitentwickelt und bin aktiv in der Planung und Umsetzung beteiligt. Das Projekt schafft landwirtschaftliche Ausbildung für gambische Jugendliche und Erwachsene um ihnen erstens Bleibeperspektiven zu schaffen und zweitens denjenigen die zurückgeführt wurden eine Lebensperspektive zu geben und sie so von dem Stigma, dass sie die ganze Familie enttäuscht haben und nicht mehr nach Hause können, zu befreien.“
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Nepal: In Gewürzen steckt Zukunft
Dominik Kopp, Lufthansa Ausbildungskapitän A340 in München, engagiert sich schon lange für soziale Themen in der Welt: „Während meines Studiums habe ich mich auf Entwicklungszusammenarbeit für Südamerika spezialisiert. Nach meiner Tätigkeit als Entwicklungshelfer in Trujillo in Peru, engagierte ich mich in unterschiedlichen Projekten. Neben Nepal ist bin ich für die help alliance auch in Vietnam aktiv. Das Ziel des Projektes ist es, Bauern in der Region dabei zu helfen, ihre Gewürzprodukte – insbesondere Kardamom und Szechuan Pfeffer – zu verkaufen. Da es einen Bedarf an Kleinbauern gibt, die ihre Kapazitäten nach internationalen Standards verbessern möchten, ist hierfür eine verbesserte Infrastruktur und Technologie notwendig.“
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Sri Lanka: Frühkindliche Bildung für 220 Kinder
Laurent Bobay ist Pilot bei Edelweiss: „Das Frangipani Kindergarten Center kenne ich schon seit der Gründung im Jahr 2006, denn meine Schwägerin hat das Kinderhilfswerk maßgeblich mit aufgebaut. Seit mehreren Jahren unterstütze ich die Patenschaft von zwei Waisen. Mir ist es eine Herzensangelegenheit, mich für die Kinder in Sri Lanka einzusetzen.“
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