Lams und Hungs Geschichte

15. Oktober 2017

help alliance-Initiative „Working With Others“ hilft nicht nur Kindern in Vietnam – auch Lehrer*innen profitieren

Besondere Kinder brauchen besondere Förderung – und Lehrer*innen, die die Bedürfnisse der Kinder erkennen und sich gemeinsam mit den Eltern für das Wohl der Kinder einsetzen. Kinder wie der autistische Lam und der fast gehörlose Hung und Lehrer wie Tong Tran Thien Thanh und Bui Thi Thanh Thuanh. Beide Lehrer profitierten von den Seminaren und Fortbildungen des help alliance-Projekts Working With Others in Zusammenarbeit mit der Saigon Children’s Charity in Vietnam.

Tong Tran Thien Thanh ist 26 Jahr alt und arbeitet im Center für Rehabilitation und Bildung für Kinder mit Behinderung in der vietnamesischen Provinz Khanh Hoa. Weder seine Freunde noch er selbst hätten jemals gedacht, dass Thanh einmal Lehrer werden würde – insbesondere für Kinder mit speziellem Förderbedürfnis. „Ich schmunzle darüber und sehe mich als einen besonderen Lehrer für besondere Kinder. Für mich ist es das aller wichtigste, das alles von Herzen kommt“, sagt Thanh.

Vom Jungen in der eigenen Welt zur kleinen Plappertasche: Lams Geschichte

Doch einfach ist der Job nicht, und es wurde für Thanh nicht einfacher, als der kleine Lam in seine Obhut kam. Der Junge sprach kein Wort, reagierte nicht auf seinen Namen und schien nichts von dem zu verstehen, was man zu ihm sagte. Der Junge schien allein in seiner eigenen Welt, und nichts konnte zu ihm durchdringen – auch nicht seine eigene Mutter. Zunächst fühlte sich Thanh nicht in der Lage, Lam zu helfen. Das änderte sich mit der Teilnahme an einem Seminar für Lehrer*innen zur Frühförderung von Kindern mit Autismus.

Ermöglicht wurde das Programm durch Working With Others in Kooperation mit dem langjährigen help alliance-Projekt Saigon Childen’s Charity. Dank der Expertise, die Thanh dort erhielt, erkannte er, wie er dem jungen Lam und seiner Mutter helfen konnte. „In dem Training lernte ich nicht nur einiges über diverse Frühförderungstechniken, sondern auch, dass der Einbezug der Eltern für eine erfolgreiche Förderung wesentlich ist“, erzählt Thanh. Mithilfe der enthusiastischen und sorgfältigen Anleitung erfahrener Experten habe er gelernt, wie er auch die Eltern während der Therapie begleitet. All sein neues Wissen konnte er direkt in die Förderung von Lam und in die Zusammenarbeit mit seiner Mutter stecken, so Thanh.

Dank der neuen Behandlung von Lam, die vor allem auf intensive Kommunikation und ein soziales, abwechslungsreiches Umfeld, sowie spezielle Übungen beruhte, entwickelte sich Lam immer besser. Nach zwei Jahren sprach Lam ganz normal wie jedes andere Kind- tatsächlich ist der Junge nun wie ausgewechselt, und plappert Lehrer*innen und seiner Mutter gerne mal die Ohren voll. “Mittlerweile macht er mich verrückt mit seinen Fragen über alles Mögliche”, erzählt seine Mutter. Lam wird nächstes Jahr in die Grundschule gehen. Bis dahin hat er noch Zeit, seine Fähigkeiten im Schreiben und Sprechen weiter auszuprägen. Für Lams Lehrer Thanh ist die Entwicklung des Jungen sehr bewegend und ein Anreiz, sich weiter fortzubilden.

Bereits seit 2010 existiert Working With Others (WWO) in Zusammenarbeit mit der Saigon Children’s Charity. Ziel ist es, Netzwerke für Kommunikation, Kooperation und Erfahrungsaustausch aufzubauen und Organisationen, Schulen und Gruppen bei der Entwicklung ihrer Fähigkeiten und Einrichtungen zu unterstützen. WWO bietet Seminare und Fortbildungen in verschiedensten Bereichen an. So gehört auch die Ausbildung und Weiterbildung von Lehrer*innen im Umgang mit autistischen Kindern zu dem vielseitigen Programm. Ein weiterer wichtiger Eckpfeiler von WWO sind sensorische Integrationsprogramme für Hörbehinderte sowie der Wissenstransfer von Methoden zur Sprachentwicklung für deren Eltern.

Sprechen trotz Taubheit: Hungs Geschichte

Hungs Mutter ahnte zunächst nicht, dass ihr Sohn fast taub war. Von außen nicht erkennbar, hielt sie ihren Sohn schlicht für trotzig und geistesabwesend. Erst als Hung ein Jahr alt war stellten Ärzte fest, dass er auf einem Ohr ganz und auf dem anderen fast taub war. Seine Familie bemühte sich um ein Hörgerät und schickte ihn mit vier Jahren auf die Hoa Hong Schule, die speziell Kinder mit Hörbehinderung und Entwicklungsverzögerungen unterstützt. Hier arbeitet Bui Thi Thanh Thuanh als Schulleiter, der Hung und seiner Familie unterstützend zur Seite stand.

2014 unterstützte help alliance mit dem Working With Others Programm von Saigon Children’s Charity die Schule mit einem Projekt zur Therapie hörgeschädigter Kinder. In fünf Schulen entwickelte help alliance gemeinsam ein professionelles Netzwerk für die Sprachförderung hörgeschädigter Kinder im Alter von null bis acht Jahren. Ziel des Projekts war eine Fortbildung der Lehrerinnen, um hilfreiche Methoden zu erlernen und den Austausch zwischen den Kolleg*innen zu fördern. Dank des Programms der help alliance erhielten die Lehrer*innen wichtige Expertise und Fähigkeiten, wie sie die Sprache der Kinder besser fördern und auf die Bedürfnisse der Kinder besser eingehen.

Thuanh konnte Hung dank des Programms hervorragende Unterstützung und Förderung bieten: „Zuallererst half ich der Familie von Hung damit, die Schwierigkeiten zu akzeptieren, mit denen sie durch seinen Zustand konfrontiert sind“, erzählt Thuanh. Hungs Mutter wechselte ihren Job um mehr Zeit für Hungs Sprachförderung zu haben. Sie war bereit alles Mögliche für ihren Sohn zu tun und ihm ein weitgehend normales Leben zu ermöglichen. “Das machte mich einerseits sehr froh, da sie mir so sehr vertraute. Andererseits war ich nervös, da sie so viel Hoffnung in uns steckte”, sagt Thuanh.

Obwohl Hung mit vier Jahren bereits recht alt für eine Frühförderung war, machte er schnell Fortschritte. Nach 16 Monaten konnte Hung sprechen und lesen, und bereitet sich nun auf die Grundschule vor. „Wir würden uns wünschen, dass Hung bald ein gutes Hörgerät bekommt, damit er in der integrativen Grundschule dem Unterricht gut folgen kann“, sagt Thuanh.