Es ist kein Projekt, es ist eine Bewegung!

15. März 2016

Im Gespräch mit Sangeeta Sharma

Sangeeta Sharma, seit 24 1/2 Jahren bei Lufthansa und zur Zeit Marketing und Produkt Managerin für Indien, Initiatorin der Diwali Kampagne und Projektleiterin des Street Smarts Projekts, spricht in unserem Interview über ihr Projekt und die Herausforderungen Straßenkindern in Indien zu helfen.

Wie bist du zu deinem Projekt gekommen?

Mein Mann und ich besuchen immer seine Familie in Dehradun. Vor fünf Jahren traf ich eine der Verwalterinnen des Aasraa Trust, die sich in diesem Projekt für Straßenkinder engagierte. Diese Kinder betteln an den Verkehrsampeln, wenn sie rot werden. Wir sprachen miteinander und ich war von der Arbeit beeindruckt. Seit diesem Jahr unterstützten und halfen wir diesem Projekt wann immer wir unsere Familie besuchen kamen.

Das Konzept war einfach beeindruckend. Sie hatten gelernt, dass die Kinder, die an den Verkehrsampeln bettelten nicht an einen bestimmten Platz kommen würden um zu lernen, da sie an den Ampeln bleiben mussten um Geld zu erbetteln, daher entschied sich das Street Smart Team direkt zu den Ampeln zu gehen und die Kinder dort zu unterrichten. Nach 6 Monaten begann die Regenzeit. Zu dem Zeitpunkt waren die Kinder so begeistert davon, dass die nun anfingen selbstständig zu den Unterschlüpfen zu kommen um mehr zu lernen. Jedes Kind, dass zum Lernen kam, erhielt Rs 150. Dies ist der Betrag den sie ansonsten jeden Tag auf der Straße mit Betteln verdient hätten. Der Trust begann mit nur 21 Kindern, und nun fast 5 Jahre später, erreicht das Projekt über 800 Kinder. Mein Mann und Ich begannen uns in das Projekt zu involvieren und sendeten Computer, warme Kleidung, alte Kleidung und Socken für den Winter.

In unserem Freundeskreis baten wir darum, dass sie uns keine Geburtstags und Diwali Geschenke machen würden, sondern statt dessen baten wir sie Spenden an das Projekt zu tätigen. Viele unserer Freunde unterstützen das Projekt nun in dem sie Geld spenden, statt einander Geschenke zu machen.

Was war die beste Erfahrung, die du in deinem Projekt gemacht hast?

Im letzten Dezember, bin ich unangekündigt zu Besuch gekommen. Ich kam an einem Sonntag an und ich konnte nicht glauben, was ich sah. Alle Kinder waren da – sie arbeiteten und lasen an den Computern, die mit der Unterstützung der help alliance aufgebaut werden konnten. Einige von ihnen waren am Lernen, andere lasen Nachrichten über ein Erdbeben. Es war so großartig ihre Freude zu sehen.

Eine andere tolle Erungenschaft sind unsere Busse. Dies sind mobile Lernzentren. Die Busse fahren in die Slums, so dass die Kinder nicht zu den Lernzentern gehen müssen sondern dort direkt vor Ort lernen können.

Welche Herausforderungen stellten sich dir in deinem Projekt?

Eine der größten Herausforderung für uns alle ist der Analphabetismus. Da die Eltern der Kinder nicht Lesen und Schreiben können, können sie dies auch nicht ihren Kindern beibringen. Sprachen zu lernen und zu verstehen braucht viel Zeit und das Lernlevel der Kinder ist häufig nicht entsprechend ihrem Alter.

Regelmäßige Teilnahme ist ein weiteres Problem, da die meisten Eltern der Kinder Migrationsarbeiter sind. Sie ziehen häufig von einer Stadt zur anderen, was natürlich die Ausbildung der Kinder beeinflusst.

Was sind deine zukünftigen Pläne für das Street Smart Projekt?

Wir haben kürzlich ein Programm namens ‚Education on the Move‘ begonnen, dass sind Mobile Lernzentren. Dort können junge arbeitende Straßen- und Slumkinder unterrichtet werden, die keine Schule besuchen können, da sie gezwungen sind zu arbeiten um ihre Familie finanziell zu unterstützen. Die Busse sind mit E-Learning Materialien und Computern ausgestattet. Interaktive Methode des Unterrichtens wie Kunst, Geschichten erzählen, Gedichte und  Filme werden verwendet um die Kinder dafür zu begeistern. Nahrung und medizinische Unterstützung wird ebenfalls mit diesen Mobilen Lernzentren zur Verfügung gestellt. Unser Ziel ist es eine Mobile Lernzentren Flotte zu starten, die Kinder erreicht, die bisher als unerreichbar und als nicht unterichtbar galten.

Wie kam die Diwali Kampagne zustande?

Je mehr ich mich bei Street Smart involvierte, desto mehr wurde mir auch der Bedeutung der Arbeit der help alliance bewusst und auch wie schwer es ist Spenden zu generieren! Ich lernte nicht nur, was die help alliance tut sondern auch, dass ich helfen musste um Hilfe zu bekommen. Ich suchte nach kreativen Wegen um die help alliance in Indien bekannter zu machen.

Das war als wir gerade an der Diwali Kampagne saßen. Es schien ein perfekter Fit zu sein mit dieser Kampagne ein Lächeln auf die Gesichter zaubern zukönnen, die vermutlich noch nie ein Diwali Geschenk erhalten hatten. Die Kampagne war ein Erfolg. Im nächsten Schritt werde ich nun die help alliance Projekte auf dem all India sales & Marketing Meeting im März vorstellen. Wenn nicht jeder darüber redet und es unterstützt, werden wir es nicht schaffen. Es muss eine gemeinschaftliche Arbeit und ein gemeinschaftlicher Erfolg sein.