„Die Ideen sind wirklich einzigartig“

18. Oktober 2018

Zwei Studentinnen aus dem Sunshine-Projekt der help alliance haben an der Impact Week in Delhi Anfang Oktober gemeinsam mit Mitarbeiter*innen der Lufthansa Group und 140 lokalen Student*innen und Professor*innen teilgenommen

Ziel der Impact Week ist es, durch Anwendung der sogenannten Design Thinking-Methode Ideen zu entwickeln, die das Land in den Bereichen Gesundheit, Fintech, Big Data, E-Commerce, Transport, Kultur, Landwirtschaft und Bildung weiterbringen sollen. Zuvor werden die Lufthansa Group Mitarbeiter*innen in zwei Tagen zu Design Thinking Coaches ausgebildet. Indem sie das Gelernte sofort anwenden und an die Student*innen der Universität weitergeben, helfen sie, Geschäftsideen und Lösungen für aktuelle Probleme zu entwickeln. Gleichzeitig unterstützen die Impact Weeks junge Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern dabei, die notwendigen Fähigkeiten zu erwerben, um zur Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle beizutragen oder eigene Unternehmen zu gründen. Im Interview erzählt die ehemalige Schülerin und jetztige Lehrerin des Sunshine-Projekts von ihren Erfahrungen.

Frau Malik, warum haben Sie sich für die Impact Week beworben?

Ich habe mich für die Impact Week beworben, weil es etwas komplett Neues für mich war und ich sehr viel gelernt habe. Ich habe über das Projekt Sunshine davon erfahren. Dort bin ich seit der dritten Klasse involviert. Anfangs habe ich selbst Hilfe vom Projekt erhalten, jetzt bin ich einer der Lehrer.

Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?

Die Herangehensweise, Menschen und der Gesellschaft dabei zu helfen, soziale Probleme zu lösen, hat mir sehr gefallen. Ich habe nicht nur gelernt, worum es beim Teamwork geht und wie das funktioniert, sondern auch wie man Probleme identifiziert und angeht. Viele Menschen hier in Indien haben keinen Zugang zu einer angemessenen Ausbildung. Mein Traum ist es, Menschen zu helfen, insbesondere Frauen, die keine Möglichkeit haben, zu arbeiten, die Toiletten oder Abwasserkanäle reinigen müssen, zur Prostitution gezwungen werden und so weiter. Diese Frauen bekommen keine Chancen. Aber wir können ihnen helfen. Hauptsächlich für Mädchen, die zwangsverheiratet werden und keinerlei Bildung erhalten. Mädchen wie Sunita und Savita, oder Kamla, die wir während der Projektphase befragt haben.

Wie gut hat es zwischen Student*innen auf der einen und den Lufthansa Group Mitarbeiter*innen und Dozent*innen als Coaches auf der anderen Seite harmoniert?

Unsere Trainerin Maggy war wirklich großartig und war immer sehr hilfsbereit. Sie hat uns nie eine Lösung gegeben. Stattdessen hat sie uns begleitet und uns angetrieben, selbst eine Lösung für das Problem zu finden. Der Umgang in der großen Gruppe war etwas anders als in unserer normalen Uni-Kultur. Die Warmup-Sessions, zum Beispiel, waren etwas komplett Neues. Ich war es auch nicht gewohnt, Zeiten so streng einzuhalten. Wir haben uns die Zeit anfangs nicht so gut eingeteilt, aber am Ende hat alles sehr gut geklappt und wir haben in den vorgegebenen Zeiten sehr viele Ergebnisse erarbeitet.

Welche Idee haben Sie in Ihrem Team verfolgt?

Der Grundgedanke war die Selbstbestimmung von Frauen in ländlichen Regionen, die keine beruflichen Möglichkeiten haben. Ihre Verwandten lassen sie nicht aus dem Haus, und selbst wenn sie das dürfen, haben sie keine Jobchancen. Wir wollten ihnen einen Ort bieten, zu dem sie anfangs wegen kostenloser Angebote kommen, wie beispielsweise Kurse zu Desinfektionsmethoden und Selbstverteidigung. Aber dann würden sie bleiben, weil sie die Gelegenheit erhalten, in der Einrichtung zu arbeiten. Die meisten dieser Frauen sind ungebildet, aber sie können kochen. Also soll einer der Betriebe in der Einrichtung eine kleine Catering-Firma sein, die selbstgekochtes, hygienisches Essen für Studenten anbietet. Die Frauen sollen den Umsatz als Lohn erhalten und sie können einen Teil davon in unserer “Women’s Piggy Bank” sparen, der Bank innerhalb der Einrichtung. Das ist für die Frauen wichtig, weil viele Männer ihren Ehefrauen das Geld wegnehmen, wenn sie es nach Hause bringen. So würden sie die Gelegenheit, für die Zukunft zu sparen und etwas Unabhängigkeit von ihren Ehemännern zu bekommen. Und zusätzlich dazu können sie bei Bedarf einen Mikrokredit aufnehmen, um ihr eigenes Unternehmen zu gründen.

Wie und wo werden Sie das Gelernte künftig anwenden?

Die Ideen, die von den Teilnehmern vorgeschlagen werden, sind wirklich einzigartig. Ich bin ihnen sehr dankbar und freue mich sehr darauf, in der Zukunft an ähnlichen Seminaren und Workshops teilzunehmen. Ich werde mich auf jeden Fall viel stärker mit Methoden wie dem Design Thinking beschäftigen. Ich habe herausgefunden, dass ich sehr gut darin bin, Ideen zu finden. Vielleicht werde ich mich irgendwo bei Lufthansa bewerben. Ich werde vielleicht auch eine Nichtregierungsorganisation gründen, deren Fokus wirklich auf der Hilfe dieser Frauen liegt, nicht auf der Gewinnorientierung, wie es heute bei vielen NGOs der Fall ist. Vielleicht werde ich auch nur Gleichgesinnte suchen und von Ort zu Ort ziehen, um Frauen zu helfen, Kindern zu helfen, Menschen zu helfen. Indien ist ein riesiges Land und ich will einfach in jeder Ecke des Landes etwas bewirken.

Hier finden Sie mehr zu dem weltweiten Programm Impact Weeks.

Hier finden Sie mehr Informationen zum Projekt in Indien.