Die Geschichte von Gleb

"Lieblingsinstrumente werden evakuiert"

Musik hat in unserem Leben schon immer einen besonderen Platz eingenommen. Wir liebten es als Familie Konzerte in der Philharmonie zu besuchen und bei uns zu Hause wurde eigentlich immer Musik gespielt. Wir sind ein Familien-Orchester. Mama und die kleine Maria spielen Klavier, Gleb und Sophia spielen Saxophon und Marias Zwillingsbruder Mikhail Gitarre und Akkordeon.

Aber am 24. Februar ersetzten Explosionen und das Pfeifen von Raketen die Klänge der Musik. Wir wohnten sehr nahe am Flughafen Gostomel. Deshalb hörten wir auch von den ersten Minuten an den Krieg. Explosionen und Schüsse. Über unseren Köpfen flogen Kampfjets und Hubschrauber. Drei Tage lang saßen wir alle zusammen in unserem zwei mal zwei Meter großen Keller. Schon am ersten Tag fiel der Strom aus. Entsprechend gab es auch keine Heizung, Licht, Wasser oder Internet mehr.

Ein Nachbar nahm uns in seinem Auto aus der Stadt mit. Da der Platz so begrenzt war, baten sie unsere Kinder nur die nötigsten Dinge mitzunehmen. Und Gleb nahm sein Saxophon mit. So ist das in Bucha – Lieblingsinstrumente werden evakuiert.

Ich erinnere mich, wie uns Musik in den schwierigsten Momenten gerettet hat. Wir fuhren mit dem Evakuierungszug nach Lviv.  20 Stunden – ohne Licht, ohne einen einzigen Stopp. Wir haben die ganze Nacht nicht geschlafen, es war kalt und die Kinder waren erschöpft und erschöpft. In Lviv fanden uns Freiwillige einen Platz zum Übernachten. Es war ein großes Restaurant, das die Besitzer als Flüchtlingslager eingerichtet haben. Gleichzeitig übernachteten dort bis zu 80 Personen. Am Abend organisierte Gleb ein kleines Konzert und er spielte für alle auf dem Saxophon, das mit uns aus dem bereits besetzten Bucha angereist war.

Von Lviv aus hatten wir einen langen Weg nach Österreich. Wir übernachteten in vielen Camps für

Flüchtlinge – in Polen, in Deutschland. Und Musik hat uns immer unterstützt: wo immer wir waren: in Cafés, Fitnessstudios, Schulen – Gleb spielte kleine Konzerte auf dem Saxophon als Unterstützung der Landsleute und Dank an diejenigen, die uns empfangen haben. Denn die Hilfsbereitschaft der Menschen auf unserem Weg war unglaublich.

Als wir endlich am 1. April in Österreich ankamen, wurden wir nach dringenden Bedürfnissen gefragt. Wir fragten nach Kleidung und… Musikinstrumente für Kinder. Die Österreicher:innen waren angenehm überrascht und froh uns helfen zu können. Bereits 3 Tage nach unserer Ankunft hatten die Kinder eine Gitarre und einen kleinen Synthesizer. Nun können wir endlich alle wieder spielen. Wir üben online mit ihren Lehrer:innen der einheimischen Buchan School of Arts.
Wir danken den Spendern für die zur Verfügung gestellte Ausrüstung und den Generator, jetzt sind die Lehrer immer mit unseren Kindern in Kontakt und Musik ist das, was uns hilft, diese schrecklichen Zeiten zu überleben – mit Träumen und Hoffnung!

Wir warten auf das Kriegsende und wollen unbedingt nach Hause.