In Old Kawayan wird wieder unterrichet

10. September 2015

Wiederaufnahme des Schulbetriebes nach Zerstörung durch Taifun

Für Schwester Helen, die Schulleiterin Gresilda Berino und 80 Schülerinnen und Schüler war es ein ganz besonderer Tag. Eineinhalb Jahre nachdem der Taifun Haiyan große Teile der philippinischen Insel Leyte und auch ihr Dorf in der Nähe der Stadt Tacloban zerstört hatte, konnte ihre neu errichtete Old Kawayan Elemenatry School endlich eingeweiht werden. Nun gibt es einen aus Stein gebauten Klassenraum, der sich in vier kleinere Räume aufteilen lässt und zur Not auch als Evakuierungszentrum bei den nächsten Stürmen dienen wird. Zur Einweihung wurde getanzt und gesungen, geredet und gebetet.

Dr. Burkhard Andrich, CEO der Lufthansa Technik Philippines hatte dann für alle Schüler auch gleich einen Tipp für die spätere Berufswahl: „Ich hoffe, dass ganz viele von Euch später mal Ingenieur werden, die brauchen wir nämlich ganz dringend“, so Andrich. Er war mit drei Vertretern der Mitarbeiterschaft angereist, um gemeinsam mit der Help Alliance die symbolische Schlüsselübergabe zu vollziehen und alle Schüler mit einem praktischen Rucksack inklusive Schulmaterial auszustatten.

Ermöglicht haben den Neubau der Schule die Lufthanseaten und Lufthansa, die im November 2013 nach einem Aufruf der help alliance Geld gespendet haben. Fast 240.000 Euro sind so zusammengekommen und konnte in der Region für gleich mehrere Hilfsprojekte eingesetzt werden. Insgesamt konnten in verschiedenen Dörfern der Insel somit über dreißig Schulen und Kindergärten sowie zwei Bibliotheken wieder aufgebaut oder repariert werden, auch Schulmöbel und Unterrichtsmaterial wurden angeschafft. In den meisten Gebäuden hat der Taifun die Dächer abgerissen, die eindringenden Regenmassen und der Sturm haben die Einrichtungen zerstört.

Bis heute sind die Folgen von Haiyan fast überall auf der Insel noch sichtbar. Zerstörte Hütten und Häuser, nicht mehr passierbare Brücken, Schneisen mit nur noch zurückgebliebenen kahlen Baumstümpfen zeugen auch heute noch von der ungeheuren Wucht des stärksten jemals gemessenen Super-Taifuns. Mit über 300 Stundenkilometer fegte er über die Insel hinweg, die anschließenden Regenmassen und Flutwellen kosteten 6500 Menschen das Leben, weitere 1500 bleiben vermisst. Viele Inselbewohner sind bis heute traumatisiert, eine psychologische Betreuung gibt es nicht. Schwester Helen erinnert sich: „Obwohl der Sturm drei Tage vorher schon über dem Meer beobachtet wurde, konnten sich die Taifun-erfahrenen Menschen eine solche Zerstörungskraft nicht vorstellen.“ Für viele Menschen sind die Folgen immer noch spürbar, auch wenn man auf vielen Gebäuden mittlerweile wieder neu glänzende Wellblechdächer sieht.

„In unserem Dorf leben fast alle vom Fischfang und der Landwirtschaft, aber Haiyan hat auch die Korallen und Mangroven zerstört, so dass bis heute die Fische nicht zurückgekehrt sind.“

Ein Teil der Hilfsmittel geht daher auch in die Umweltbildung der ländlichen Bevölkerung. Gemeinsam mit langjährigen Lufthansa Partnern, der deutschen Stiftung Naturelife International, der Stuttgarter Universität Hohenheim und der Visayas State Universitiy auf Leyte wird das sogenannte Rainforestation Farming in verschiedenen Pilotregionen umgesetzt. Dahinter steht der Gedanke, zerstörte Regenwälder wieder aufzuforsten und somit vor allem den Kleinbauern und ihren Familien wieder ein stabiles Einkommen zu sichern. Das ist nicht erst durch den Taifun Haijan weggebrochen, denn die vor Jahrzehnten mit Kokospalmen bepflanzten Monokulturen bringen nun am Ende ihrer Lebenszeit immer weniger Ertrag, der Boden erodiert und dadurch ausgelöste Geröll- und Schlammlawinen hinterlassen zerstören die Dörfer und landwirtschaftlichen Flächen. Stabile Einkommen sind aber wiederum die Grundlage, ihren Kindern einen Schulbesuch und somit den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Die Wiederaufforstung des Regenwaldes erfordert von den Farmern vor allem ein Wiedererlernen des Umgangs mit ihren heimischen Bäumen, Sträuchern und Tieren. Sie haben in den letzten Jahrzehnten auf gerodeten Flächen vor allem die Monokulturen bewirtschaftet. „Erste Erfolge sind bereits sichtbar“ so Claus-Peter Hutter, Präsident der Stiftung Naturelife International.

„Der Taifun Haiyan hatte vor allem die Monokulturen zerstört, während die Gebiete, wo seit einigen Jahren das Rainforestation Farming – Prinzip angewendet wird, nahezu unbehelligt blieben. Circa 40 Familien mit 150 Kindern nehmen auf Leyte an diesem Projekt teil. Mittlerweile werden die positiven Effekte nicht nur auf einigen Nachbarinseln erkannt und kopiert. Durch internationale Kooperationen sind auch in Vietnam, Indonesien, China und Sri Lanka entsprechende Projekte in Angriff genommen worden. Die beteiligten Bauernfamilien werden von Wissenschaftlern der beiden Universitäten und der Stiftung Naturelife International unterstützt und begleitet. Die überragende Hilfsbereitschaft der Lufthanseaten ermöglicht der help alliance auf Leyte somit eine Bildungshilfe auf gleich zwei Säulen: der direkten Investition in Schulen als auch der Umweltbildung für die ländliche Bevölkerung.